Ein hervorragendes
Symbol für das typisch deutsche Problem mit Veränderung ist die Komödie Dinner
for One, die seit 1972 auf vielen TV-Kanälen gleichzeitig gesendet
wird.
Der Running Gag ist
die Weigerung der uralten Miss Sophie, irgend etwas an ihrem Leben zu
ändern. Jedes Jahr spielt sich wieder der gleiche Krimi um das perfekte
Dinner ab (um eine andere TV-Serie zu zitieren). Das geht so weit, dass der
arme Butler James schon seit Jahren die vier Stammgäste spielen muss, die längst
verstorben sind, und durch die vierfach konsumierte Alkoholmenge immer
trotteliger wird.
|
|
Die Überzeichnung der
Satire funktioniert als Teufelsaustreibung: Angesichts der absoluten
geistigen Unbeweglichkeit von Miss Sophie und Butler James kann selbst der
typische Deutsche beschließen: "So will ich nicht sein. Diese Jahr
nicht the same procedure." (Briten sind wohl die einzige Nation,
denen sogar ein Deutscher Zwanghaftigkeit unterstellen kann, sodass er sich
selbst als geistig frei neu entwerfen kann.)
Dinner for One
ist inzwischen auch in Österreich und Dänemark zum alljährlichen
Silvester-Ritual geworden (in Norwegen am 23. Dezember) und erreicht
Einschaltquoten von bis zu 30%! Die LTU spielt die Komödie sogar in ihren
Flugzeugen. Dinner for One hält dadurch den Weltrekord für die
TV-Sendung mit den meisten Wiederholungen. Im Ursprungsland Großbritannien
kann sich übrigens kaum jemand an diese Sendung aus den 60er-Jahren
erinnern ...
|